Wie in Kirenge Weihnachten gefeiert wird, habe ich ja schon im letzten Jahr beschrieben (uohly’s blog.wordpress.com). In diesem Jahr kam wegen unserer florierenden Kaninchenzucht noch ein kulinarisches Highlight zum Festessen: 16 Kaninchen wurden geschlachtet und gekocht und alle Kinder bekamen zu den Bohnen und Möhren und Avocados noch richtiges Fleisch (mit vielen Knochen). Es war ein wenig wie die Speisung der 5000 am See Tiberias: in sehr kurzer Zeit stieg die Anzahl der zu fütternden KInder um mindestens ein Drittel, Mamas, Papas und Babys aus Kirenge erschienen und
zum Schluss noch alle Menschen, die jemals an der Schule gearbeitet hatten (und das sind viele!). Es reichte für alle, auch das Spritzgebäck (für jeden eins), das Annas Oma und Tante in großen Mengen hergestellt hatten und die Spekulatius (in Hälften aufgeteilt), die Rolf mitgebracht hatte. Es war viel Arbeit, alles zu verteilen, aber die Teller (400) reichten oder wurden einfach weitergegeben.
Das mit Anna einstudierte „Drama“ mit zahlreichen singenden, tanzenden und englischsprechenden Akteuren fand großen Anklang, wenn auch den erwachsenen Zuschauern aus dem Dorf die Handlung trotz Übersetzung ins Kinyarwandische eher fremd blieb.
Das Festessen mit den Lehrer/innen war dann die reine Erholung, trotz der Enge im
Raum. Ich hatte einen der Stollen, die nette Studentinnen in Koblenz gebacken hatten, gerettet und er wurde als Nachtisch verzehrt (und fand unterschiedlichen Anklang)!
Die Geschenke für die Lehrer, T-Shirts , Halstücher und Seife in einer Stofftasche ( alle vier Teile „richtige“ Geschenke), wurden (hoffentlich) begrüßt . Rwander bedanken sich nur sehr selten, deshalb weiß ich nicht so genau, was sie von den Geschenken denken!
Am Tag vorher waren wir zu einer Hochzeit eingeladen. Sindi, ein junger Mann, der in der Schule beim Bauen hilft, heiratete Florance. Wie sich herausstellte, waren sie nicht das einzige Paar, das an diesem Tag kirchlich heiratete: neben 52 Täuflingen unterschiedlichen Alters ( 7 – 63 Jahre ), wurden sieben Paare getraut, gingen 34 Kinder zur „Konfirmation“ und wurden 28 Menschen gefirmt.
Die Messe begann mit einer Stunde Verspätung und dauerte dann noch viereinhalb Stunden. Florance, die am vorhergehenden Vormittag den gemeinsamen Sohn Josue zur Welt gebracht hatte, hatte einige Mühe, die Zeremonie durchzuhalten. Kirchenbänke sind in Rwanda sehr niedrig und haben keine Lehnen.
Josue und die Kinder der übrigen Brautpaare konnten erst nach der Trauungszeremonie getauft werden, weil dann die Eltern nicht mehr in Sünde lebten.
Rolf wurde zu seiner großen Überraschung übrigens Josues Taufpate! (Er wird noch berichten)
Ermattet zog die Hochzeitsgesellschaft dann zum Hof des Hauses, in dem Sindi,
Florance, Josue, die Mutter Sindis und vier Geschwister mit Familien leben. Alle Gäste saßen sehr gesittet und schweigsam auf den Holzbänken (ohne Lehnen), das Brautpaar wirkte noch etwas geschockt, es gab selbstgebrautes Sorgumbier im großen Kessel (für die Ehrengäste gab es auch Fanta) und Freunde des Paares sangen und tanzten. Anna und ich hatten der Schule ein Schaf abgekauft und wir übergaben es frischgewaschen mit neuem Seil als Geschenk an das Brautpaar.
Das Fest ist zu Ende, wenn das Bier alle ist (und die Gäste dann wohl etwas lockerer geworden sind).
Als Ehrengäste bekamen wir Maniokwurzeln und Kartoffeln in einem gesonderten Raum zu essen und wir teilten redlich mit der engeren Familie und gaben nach einigen Bissen die Teller weiter, weil es sonst nicht gereicht hätte.
Danach zogen wir weiter zu Sindis Großeltern, die in einem anderen Colline heirateten und wo die Stimmung schon viel gelockerter war, als wir eintrafen. Dort wurde das Bier nach alter Sitte mit langen Halmen aus großen Tontöpfen getrunken. Das Brautpaar saß in einem sehr dunklen Raum – es gab keinen Strom – und der greise Bräutigam betrank sich systematisch. Sindis Großmutter, die Braut, freute sich sehr über Annas und mein Geschenk, Lebkuchen und Taschentücher. Ich fürchte nur, ich werde das Paar nicht wieder erkennen, wenn ich ihnen begegne, weil es in dem Raum so dunkel war!